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Mary Jeanette Kelly

Curriculum Vitae

ca. 1863 in Limerick, Irland

Freitag, 9. November 1888, 13 Miller's Court, 26 Dorset Street, Spitalfields

Mary Jane Kelly


Über das Leben von Mary Kelly konnten bisher nur wenige Fakten belegt werden. Es ist bis heute ungeklärt, ob ihr Name tatsächlich Mary Kelly war. Die meisten Einzelheiten über ihr Leben sind lediglich durch ihren damaligen Lebensgefährten Joseph Barnett überliefert. Dieser hat seine Informationen allerdings nur direkt von Mary Kelly erhalten, somit können wir auch diese Fakten nicht für bare Münze nehmen.

Geboren wurde Mary Kelly, auch bekannt als Marie Jeanette Kelly, Mary Ann Kelly, Ginger (Anm. d. Redaktion: Ginger, wegen ihrer rotbraunen Haare), Black Mary und Fair Emma in Limerick, Irland. Ob hier der Bezirk Limerick oder die Stadt gemeint ist, ist leider nicht bekannt. Als kleines Kind zog sie mit ihrer Familie nach Wales.

Ihr Vater, John Kelly, arbeitete für eine Eisenfabrik in Carnarvonshire oder Carmarthenshire. Mary erzählte, sie hätte 6 oder 7 Brüder und eine Schwester. Einer ihrer Brüder, Henry (Spitzname: Johnto), soll ein Mitglied im Zweiten Bataillon der Schottischen-Wachen gewesen sein. Wenn er Mitglied des Bataillons war, müsste er in Dublin stationiert gewesen sein. Gegenüber Lizzie Albrook erwähnte sie, dass sie auch einen Verwandten am Theater von London hätte.

John McCarthy, der Vermieter des Miller's Court sagte aus, dass sie einen Brief von ihrer Mutter aus Irland bekam. Joseph Barnett gab zu Protokoll, dass sie mit ihrer Familie keinen Briefverkehr hatte.

Mrs. Carthy, eine Frau bei der Mary einmal gewohnt hat, sagte aus, dass sie aus einer Familie kam, die "gut zu anderen Leuten war". Barnett sagte über die Familie, sie seien ehrlich gewesen. Mrs. Carthy sagte über Mary ausserdem, dass sie "eine ausgezeichnete Gelehrte und eine Künstlerin aus keinem ärmlichen Rang war".

Mrs. Carthy ist die Vermietern von Breezer's Hill am Ratcliff Highway. Barnett sagt über die Unterkunft, dass "es ein schlechtes Haus" sei.

Etwa im Jahre 1879 heiratet sie im Alter von 16 den Grubenarbeiter Davies. Zwei oder drei Jahre später stirbt er bei einer Explosion. Es gibt Vermutungen, dass aus dieser Ehe ein Kind hervorging.

Mary zieht nach Cardiff und lebt dort bei einem Cousin. Obwohl sie in Cardiff als Prostituierte arbeitete, gibt es bei der Polizei keine Akten über sie. Sie erzählte, dass sie die beste Zeit in einem Krankenhaus verbringen musste.

Im Jahre 1884 kommt sie nach London.

Möglicherweise wohnte sie bei Nonnen im Providence Row Convent in der Crispin Street. Es kann sein, dass sie als Dienstmagd in einem Geschäft in der Cleveland Street gearbeitet hat.

Joseph Barnett gab an, dass Mary in einem Edelbordell im West End gearbeitet hat. Sie erzählte ihm, dass sie während dieser Zeit häufig in einer Kutsche fuhr und einen Gentleman nach Paris begleitete. Sie mochte diese Arbeit allerdings nicht und kehrte zurück.

Am 10. November, einen Tag nach dem Mord, ging Mrs. Elizabeth Phoenix, wohnhaft in der 57 Bow Common Lane, Burdett Row, zur Polizeiwache in der Leman Street und erklärte, dass eine Frau, auf deren Beschreibung Mary passte, im Haus ihres Schwagers in Breezer's Hill wohnte. Mrs. Phoenix sagte aus, dass "Mary walisischer Abstammung war und ihre Eltern, die sie aus ihrem Leben gestrichen haben, immer noch in Cardiff wohnten, wo Mary herkam. Bei einigen Gelegenheiten gab sie an, dass sie Irin sei". Sie fügte hinzu, dass "Mary sehr beleidigend und streitsüchtig gewesen ist, wenn sie betrunken war, aber eines der anständigsten und nettesten Mädchen das man treffen konnte wenn sie nüchtern war".

Über Mary wird berichtet, dass sie sich Rauschmittel in einem Maße hingab, dass sie überall unwillkommen war. Sie zog von der St. George's Street nach Breezer's Hill um dort bei einer Mrs. Carthy zu leben. Sie verließ diesen Ort etwa 18 Monate oder zwei Jahre später und es scheint, dass sie anschließend nicht mehr nach Ratcliff zurückkehrte.

Barnett gibt an: "Etwa im Jahre 1886 verließ Mary das Haus von Mrs. Carthy um mit einem Mann zu leben der im Baugewerbe tätig ist. Sie lebt mit dem Mann namens Morganstone in der Nähe oder gegenüber der Stepney Gaswerke zusammen. Anschließend kam Mary mit einem Mann namens Joseph Fleming zusammen, und sie wohnte mit ihm irgendwo in der Nähe von Bethnal Green. Fleming war ein Steinmetz oder ein Stuckateur. Er pflegte Mary zu besuchen und schien ziemlich angetan von ihr gewesen zu sein".
Mrs. Carthy sagte hierzu Folgendes aus: "Mary hat ihr Haus verlassen , um mit einem Mann zu leben der im Baugewerbe tätig war. Sie glaubt, dass dieser Mann Mary geheiratet hat".

Im Jahre April 1887 wohnt Mary in der Unterkunft Cooly's in der Thrawl Street, Spitalfields. In der Commercial Street lernt sie am 7. April Joseph Barnett kennen. Er lädt sie auf einen Drink ein und arrangiert ein weiteres Treffen für den nächsten Tag. Nach ihrem zweiten Treffen beschließen die beiden zusammenzuziehen. Von da an wohnen sie in verschiedenen Unterkünften in der Umgebung der Dorset Street, Thrawl Street und der Flower and Dean Street, damals die "Schlimme Viertelmeile" genannt. Ihre erste gemeinsame Bleibe fanden sie in der George Street (zwischen Thrawl Street und Flowery Dean). Später zogen sie in die Little Paternoster Road, Dorset Street bis sie von dort wegen Trunkenheit und dem Ausbleiben der Mietzahlungen zur Räumung gezwungen wurden.

Sie hatten noch eine weitere Unterkunft in der Dorset Street und zogen dann gemeinsam in das Zimmer Nummer 13 im Miller's Court, Dorset Street. Die Miete betrug 22 1/2 Pence die Woche.

Insgesamt gab es einen Mietausstand von 1,50 Pfund bis zum Zeitpunkt des Todes von Mary. Joseph Barnett und Mary Kelly bleiben den Leuten als freundliches und liebenswürdiges Pärchen in Erinnerung, die wenig Ärger machten, außer bei bestimmten Gelegenheiten wenn sie betrunken waren.

Eines Tages zerbrach Mary im betrunkenen Zustand das Fenster neben der Türe, in ihrem Zimmer im Miller's Court.
Dies stellte sich allerdings als sehr hilfreich heraus, denn der Zimmerschlüssel war verloren und somit konnten sie durch
das Fenster zur Türe reichen und diese von innen öffnen.

Miller's Court
Miller's Court

Julia Venturney, eine Nachbarin im Miller's Court sagte, dass Kelly neben Joseph Barnett noch einen anderen Mann mochte, dieser solle ebenfalls Joe geheißen haben. Sie dachte er sei Obsthändler und er besuche Mary manchmal um ihr Geld zu geben.

Es gibt eine Vermutung, dass Mary Angst vor einem Mann oder mehreren Männern hatte, die ihren Kollegen allerdings nicht bekannt gewesen sind. Ihre Freunde wußten, dass Mary Angst vor den Ripper Morden hatte und erzählte London zu verlassen.

Am 30. Oktober 1888 verlässt Joseph Barnett Kelly. Er gibt verschiedene Versionen für die Trennung an. Unter anderem, dass Mary wieder mit dem Verkauf ihres Körpers begann oder dass sie eine Frau namens Julia eingeladen hat um bei ihnen zu bleiben. Er blieb ihr freundschaftlich verbunden und besuchte sie gelegentlich um ihr Geld zu geben.

 

Tathergang

Mittwoch, 7. November 1888
Mary kauft eine Kerze für einen halben Penny im Geschäft von McCarthy's (angrenzend zum Eingang Dorset Street in den Miller's Court). Anschließend wird sie von Thomas Bowyer beobachtet wie sie mit einem Mann redet. Bowyer beschreibt den Mann als "ziemlich schick gekleidet, etwa 27 oder 28 Jahre alt, mit dunklem Schnurrbart und sehr eigenartigen Augen. Auffällig waren seine sehr weißen Manschetten und sein ziemlich langer weißer Kragen, der über die Vorderseite seines langen schwarzen Mantels nach unten fiel. Er trug keine Tasche". Bowyer selbst ist ein pensionierter Soldat, der auf den Spitznamen "Indian Harry" hört. Er ist bei McCarthy angestellt und wohnt in der 37, Dorset Street.

Donnerstag, 8. November 1888
Mary verbrachte den Nachmittag mit Maria Harvey und den frühen Abend mit Lizzie Albrook.

19:30-20:00 Uhr:
Joseph Barnett besucht Mary Kelly. Ihre weiteren Aktivitäten sind ungewiss. Sie könnte mit Elizabeth Foster getrunken haben oder im Gasthaus "The Britannia" gegen 23:00 Uhr betrunken in Begleitung eines jungen Mannes mit Bart gesehen worden sein, oder aber auch mit Joseph Barnett und Julia im "The Horn of Plenty" gesehen worden sein (Anm. der Redaktion: Leider gibt es zu diesem Zeitpunkt mehrere unterschiedliche Zeugenaussagen - was Mary Kelly tatsächlich gemacht hat wird man hoffentlich irgendwann herausfinden können).

23:45 Uhr:
Mary Ann Cox, eine 31-jährige Witwe und Prostituierte, wohnhaft im Miller's Court, Zimmernummer 5 (letztes Haus auf der linken Seite), betritt die Dorset Street von der Commercial Road. Ann Cox ging nach Hause um sich aufzuwärmen, denn die Nacht wurde kalt. Sie sieht Mary vor sich in Begleitung eines beleibten Mannes. Der Mann war etwa 35 oder 36 Jahre alt und etwa 1,60 Meter gross. Er war schäbig angezogen mit einem langen Mantel und einer Melone. Er hatte ein fleckiges Gesicht, kleine Koteletten und einen kupferroten Schnurrbart. Der Mann trug einen Eimer mit Bier. Kelly hatte eine Kleid an und einen roten, geknoteten, gekreutzten Schal um den Hals. Nach der Aussage von Mrs. Cox war Mary betrunken.

Mrs. Cox folgt ihnen in den Miller's Court nach. Der Mann und Mary stehen vor ihrem Zimmer und als Mrs. Cox vorbeigeht und eine gute Nacht wünscht, erwidert Mary eher beiläufig: "Gute Nacht, ich werde jetzt singen". Wenige Minuten später hört Mrs. Cox wie Mary das Lied "A Violet From Mother's Grave" singt. Gegen Mitternacht verlässt Mrs. Cox ihr Zimmer und hört, wie Kelly immer noch das gleiche Lied singt.

Hier finden Sie eine Version des Lieds zum Anhören

Freitag, 9. November 1888

Zwischen 0:00 und 0:30 Uhr:
Mary nimmt eine Mahlzeit aus Fisch und Kartoffeln zu sich.

0:30 Uhr:
Catherine Picket, eine Blumenverkäuferin, die neben Mary wohnt, fühlt sich von ihrem Gesang gestört. Ihr Mann hält sie aber davon ab nach unten zu gehen um sich zu beschweren. Er sagt: "Lass die arme Frau in Ruhe".

1:00 Uhr:
Es beginnt zu regnen. Mary Cox kehrt erneut nach Hause zurück um sich aufzuwärmen. Zu dieser Zeit singt Mary immer noch oder hat wieder angefangen zu singen. In Marys Zimmer brannte Licht. Kurz nach 1:00 Uhr geht Mrs. Cox wieder nach draußen.

Elizabeth Prater steht im Eingang zum Miller's Court und wartet auf einen Mann. Mrs. Prater lebt in Zimmer Nummer 20 in der 26 Dorset Street, direkt über Marys Zimmer. Sie steht etwa eine halbe Stunde dort und geht dann zu McCarthy's um sich zu unterhalten. Sie hört niemanden singen oder jemanden in den Hof hinein- oder hinausgehen. Wenige Minuten später geht sie zurück in ihr Zimmer, plaziert zwei Stühle vor ihrer Tür und legt sich angezogen schlafen. Sie ist sehr betrunken.

2:00 Uhr:
George Hutchinson, ein Bewohner des Victoria Home in der Commercial Street, traf Mary in der Commercial Street wo sie in mit Namen ansprach und um 6 Pence bat. Hutchinson beobachtete wie sie Richtung Aldgate ging, und einen Kunden in der Nähe der Thrawl Street aufgriff. Der Mann legte eine Hand auf Marys Schultern, und sagte etwas und die beiden begannen zu lachen. Hutchinson bemerkt, dass der Mann ein kleines Päckchen in seiner linken Hand hält. Er schaute ihn genau im Schein der Lampen vom "Queens Head" (Ecke Fashion Street) an, als sie an ihm vorbeigingen und folgte den Beiden bis zur Dorset Street, wo er hört wie Mary sagt: "In Ordnung, Schatz. Komm mit. Du wirst es gemütlich haben". Der Mann legt den Arm um Mary und sie beginnt ihn zu küssen. Sie sagt, sie habe "ihr Halstuch verloren", worauf er ihr ein rotes Halstuch reicht. Am Miller's Court angekommen, beobachtet Hutchinson wie Mary den Mann mit in ihr Zimmer nimmt. George Hutchinson wartet bis die Uhr 3 schlägt und geht weiter.

George Hutchinson beschrieb den Mann: "Er hatte eine bleiche Gesichtsfarbe, einen dünnen dunklen Schnurrbart, der an den Ecken nach oben gezwirbelt war. Er hatte dunkle Augen und buschige Augenbrauen". Laut Hutchinson war er von "jüdischer Erscheinung". "Der Mann trug einen weichen Filzhut, den er sich über die Augen gezogen hatte, einen langen schwarzen Mantel mit Astrachan und einem weißen Halsband mit einer Krawatte auf der eine Hufeisenanstecknadel befestigt war. Er trug dunkle Gamaschen über leicht geknöpften Stiefeln. In seiner Weste trug er eine massive Goldkette mit einem großen Siegel an dem ein roter Stein hing. Er trug hochwertige Lederhandschuhe in seiner rechten und ein Paket in seiner linken Hand. Er war 168 oder 171 Zentimeter gross und etwa 35 oder 36 Jahre alt."

Hier finden Sie die Aussage des Zeugen Hutchinson im Original

3:00 Uhr:
Mrs. Cox kehrt erneut nach Hause zurück. Es regnet sehr stark. Aus Marys Zimmer kommt kein Licht und kein Geräusch. Mrs. Cox geht zwar nicht nach draußen zurück, geht aber auch noch nicht schlafen. Die Nacht über hört sie gelegentlich Männer, die in den Hof oder wieder hinaus gehen. Bei der gerichtlichen Untersuchung gab sie an, dass sie "jemanden gegen 6 Uhr morgens nach draußen gehen gehört habe. Ich weiß nicht, aus welchem Haus er kam, da ich keine Tür zuschlagen hörte".

4:00 Uhr:
Elizabeth Prater wird von ihrer Katze "Diddles" geweckt, die ihr über das Genick läuft. Sie hört ein schwaches Schreien "Oh, Mord", aber nachdem dies in einer Gegend wie dieser allgegenwärtig ist, schenkt sie dem Schreien keine Beachtung. Sarah Lewis, die bei Freunden im Miller's Court wohnt, hört den Schrei ebenfalls.

8:30 Uhr:
Caroline Maxwell, eine Zeugin bei der gerichtlichen Untersuchung und Bekannte von Mary Kelly, behauptet Mary zu dieser Zeit gesehen zu haben (Anm. der Redaktion: Dies war einige Stunden später, als die Angabe der Todeszeit von Dr. Phillips). Sie beschrieb die Kleidung und das Aussehen gründlich und stellte unerbittlich fest, dass "sie sich nicht im Datum geirrt hat, obwohl sie zugab Mary nicht gut gekannt zu haben".

10:00 Uhr:
Maurice Lewis, ein Schneider der in der Dorset Street wohnte, erzählte der "Times", dass er Mary Kelly und Joseph Barnett in der Nacht ihres Todes im Gasthaus "Horn of Plenty" sah. Noch interessanter ist allerdings die Aussage, dass er Mary am nächsten Tag gegen 10:00 Uhr gesehen habe. Aufgrund der Diskrepanz mit dem Todeszeitpunkt und seiner Aussage wurde er nicht zur gerichtlichen Untersuchung gerufen und von der Polizei als Zeuge ignoriert.

10:45 Uhr:
John McCarthy, Inhaber von "McCarthy's Rents", wie der Miller's Court genannt wurde, schickt Thomas Bowyer um die rückständige Miete von Mary Kelly zu kassieren. Nachdem auf sein Klopfen nicht reagiert wird und da die Tür verschlossen war, schiebt er den Vorhang zur Seite und schaut in der Raum und sieht die Leiche. Er informiert McCarthy und dieser, nachdem er selbst die verstümmelte Leiche von Mary Kelly sah, rannte zur Commercial Street Polizeistation und sprach mit Inspektor Walter Beck. Dieser kehrte mit McCarthy in den Miller's Court zurück. Man betrat das Zimmer nicht und wartete darauf, dass die Bluthunde Burgho und Barnaby kamen um die Spur des Mörders aufzunehmen.

13:30 Uhr:
Superintendent Arnold kam zum Tatort und unterrichtete die anwesenden Personen, dass die Bluthunde nicht kommen werden. Auf seine Anweisung hin hob McCarthy eine Axt und zertrümmerte die Tür.

Als die Polizei den Raum betritt, finden sie Mary Kellys Kleidung ordentlich zusammengelegt auf einem Stuhl und sie trägt eine Bluse. Ihre Stiefel stehen vor dem Kamin.

 

Verletzungen

Bericht von Dr. Thomas Bond, einem angesehenen Polizei-Mediziner:

Der Körper lag nackt in der Mitte des Bettes, die Schultern lagen flach auf, aber der Körper war zur rechten Seite des Bettes geneigt. Der Kopf war auf die linke Wange gedreht. Der linke Arm war nah am Körper, wobei der Unterarm im rechten Winkel gebogen war und über dem Unterleib lag.

Der rechte Arm war leicht vom Körper abgespreizt und lag auf der Matratze. Der Ellenbogen war gestreckt, der Unterarm lag auf der Rückseite und die Finger waren verkrampft. Die Beine waren weit gespreizt, der linke Schenkel im rechten Winkel zum Torso und der rechte Schenkel formte einen stumpfen Winkel mit dem Schambereich.

Die gesamte Oberfläche des Unterleibs und der Schenkel wurde entfernt, sowie die inneren Organe der Bauchhöhle entnommen. Die Brüste wurden abgetrennt, die Arme durch mehrere gezackte Wunden verstümmelt und das Gesicht bis zur Unkenntlichkeit zerhackt. Das Gewebe des Halses wurde bis auf den Knochen rund herum komplett abgetrennt.

Die inneren Organe wurden verteilt aufgefunden, das heißt: die Gebärmutter und Nieren mit einer Brust unter dem Kopf, die andere Brust neben dem rechten Fuß, die Leber zwischen den Füßen, die Gedärme auf der rechten, und die Milz auf der linken Seite des Körpers. Die vom Unterleib und von den Schenkeln entfernten Hautlappen befanden sich auf einem Tisch.

 

Die Leiche von Mary Jane Kelly im Miller's Court
Die Leiche von Mary Jane Kelly im Miller's Court

 

Der Bettbezug war in der rechten Ecke mit Blut durchtränkt, und auf dem Boden darunter befand sich eine Blutlache von etwa 0,2 Quadratmeter. Die Wand auf der rechten Seite des Bettes, in einer Linie über dem Hals, war mit einigen Blutspritzern verschmiert.

Das Gesicht wurde in allen Richtungen eingeschnitten, die Nase, die Wangen, die Augenbrauen und die Ohren wurden teilweise entfernt. Die Lippen waren blass und mit mehreren, diagonal nach unten zum Kinn verlaufenden Schnitten eingeschnitten. Es gab weitere zahlreiche Einschnitte, die sich unregelmäßig über alle Gesichtszüge erstreckten.

Der Hals war durch Haut und anderem Gewebe bis auf die Rückenwirbel durchtrennt, der fünfte und sechste davon tief eingeschnitten. Die Hauteinschnitte auf der Vorderseite des Halses zeigte deutliche Ekchymose (kleinflächige Hautblutung). Die Luftröhre war am unteren Teil des Kehlkopfes, durch die Ringknorpel eingeschnitten.

Beide Brüste wurden durch mehr oder weniger kreisförmige Schnitte entfernt, die Rippenmuskulatur noch an den Brüsten befestigt. Die Brust- und Bauchwand wurde zwischen der vierten, fünften und sechsten Rippe durchtrennt und der Inhalt des Brustkorbes war durch diese Öffnung sichtbar.

Die Haut und das Gewebe des Unterleibs, vom Rippenbogen bis zum Schambereich, wurden in drei großen Hautlappen entfernt. Der rechte Schenkel wurde auf der Vorderseite bis
auf den Knochen freigelegt, der Hautlappen beinhaltete die
äußeren Fortpflanzungsorgane und Teile des rechten Gesäßbackens. Der linke Schenkel war bis zum Knie von Bindehaut und Muskeln befreit.

Die linke Wade zeigte einen langen Einschnitt durch die Haut und das Gewebe bis zu den unteren Muskeln. Die Wunde reichte vom Knie bis etwa 13 Zentimeter unter dem Fußknöchel. Beide Arme und Unterarme hatten ausgedehnte, gezackt verlaufende Wunden.

Mary Jane Kelly

Der rechte Daumen zeigte einen kleinen oberflächlichen Einschnitt von ungefähr 2,5 Zentimetern Länge mit austretendem Blut in das umliegende Gewebe. Auf dem Handrücken waren mehrere Hautabschürfungen in der gleichen Art und Weise.

Beim Öffnen des Brustkorbs stellte sich heraus, dass minimal auf der Oberfläche der rechten Lunge alte harte Thrombozyten (= Blutplättchen) hafteten. Der untere Teil der Lunge war zerstört und weggerissen. Die linke Lunge war unversehrt: Sie haftete an der Lungenspitze (Anm. der Redaktion: Die Lungenspitze überragt das Schlüsselbein) und weiteren Verbindungen auf der anderen Seite. In der Lungensubstanz konnten einige ausgeheilte (oder gerade heilende) Knoten festgestellt werden. Der Herzbeutel war unterhalb geöffnet und das Herz fehlte. In der Bauchhöhle war etwas halbverdautes Essen - Fisch und Kartoffeln. Das gleiche Essen wurde in den Überresten des Magens gefunden, der noch mit den Gedärmen verbunden war.

 

Bericht von Dr. George Bagster Phillips bei der gerichtlichen Untersuchung: (Anm. der Redaktion: Dr. Phillips war ebenfalls am Tatort anwesend):

Die verstümmelten Überreste einer Frau lagen im vorderen Drittel des Bettes an der Bettkante in der Nähe der Tür.

Sie trug lediglich ihre Bluse oder eine Art Unterwäsche. Aufgrund der großen Menge Blut unter dem Bettgestell, dem blutgetränkten Bettbezug, und der Strohmatratze, bin ich mir sicher, dass die Leiche im Anschluß an die tödlichen Verletzungen, von der Seite des näher am hölzernen Kopfteil liegenden Bettgestells, zur Ecke näher an das Kopfteil bewegt wurde.

Die Blutlachen entstanden aufgrund der Durchtrennung der Halsschlagader, welches auch die Todesursache war. Die Verletzungen wurden der Verstorbenen zugefügt, während sie auf der rechten Seite des Bettgestells lag.

 

Thomas Schachner
(Dokument zuletzt bearbeitet am 26.11.08)