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William Henry Bury

Der Fall des William Henry Bury erregte schon zu Zeiten seiner Verhaftung öffentliches Aufsehen und wurde erstmals 1889 in der „New York Times" in Verbindung mit den Whitechapel-Morden genannt.
Der Verdacht kam auf, nachdem Bury seine Frau in der gemeinsamen Wohnung im schottischen Dundee ermordet hatte. Die Verletzungen, die er ihr zugefügt hatte, zeigten Parallelen zu den Taten „Jack the Rippers“, der nur wenige Wochen zuvor im East End Londons für Angst und Schrecken sorgte.

Curriculum Vitae

geboren

25. Mai 1859 in Stourbridge, Worcestershire

gestorben

24. April 1889 in Dundee, Schottland (Tod durch den Strang)

William Henry Bury

Bury`s frühe Kindheit war von schweren Schicksalsschlägen gezeichnet und machte ihn noch in seinem ersten Lebensjahr zum Vollwaisen: Seine Schwester starb an einer Reihe starker epileptischer Anfälle, die Mutter wurde in eine Nervenheilanstalt eingeliefert, und sein Vater kam bei einem Unfall mit einer Pferdekutsche, die ihn überfuhr, zu Tode. William wurde fortan vermutlich von Verwandten großgezogen.

Er verbrachte seine Kindheit und seine Jugend in Wolverhampton, Dewsbury und Birmingham, bevor er 1887 im Alter von 28 Jahren in das Londoner East End zog. William fand dort eine Anstellung als Verkäufer von Sägespänen, die meist in Schlachthäusern oder Kneipen als Bodenbelag Verwendung fanden. Sein damaliger Arbeitgeber James Martin besaß ein Bordell, in dem Bury oft verkehrte und dort im März 1888 die Bardame und Prostituierte Ellen Elliot kennen lernte. Nach bereits einem Monat heirateten die Beiden am 2. April 1888. Ellen brachte eine große Geldsumme aus einer Erbschaft mit in die Ehe. Nach der Heirat zogen sie in die Swaton Road No.3 im Londoner Stadtteil Bow, und teilten dort ihre Wohnung mit Elisabeth Haynes.

Die Beziehung der Beiden war von Anfang an vom aggressiven Verhalten Burys und seinen Eskapaden, die er mit Ellens Geld finanzierte, geprägt. Bereits fünf Tage nach ihrer Hochzeit hörte Elisabeth Haynes Schreie, die von Ellen stammten. Als sie ihr zu Hilfe eilen wollte, sah sie Bury, der über seiner am Boden liegenden Frau kniete und mit einem Messer versuchte, ihr die Kehle durch zu schneiden.

William trieb sich nachts meist in Kneipen herum und kam völlig betrunken nach Hause. Oftmals zwang er seine Frau mit Gewalt, ihm Geld für seine nächtlichen Aufenthalte in Pubs und Bordellen zu geben. Im Mai 1888 infizierte sich Bury bei einer Prostituierten mit Syphillis und steckte auch seine Frau damit an. Als er auch noch seinen Arbeitgeber bestahl und dadurch seine Anstellung verlor, versuchte er fortan, selbstständig Sägespäne zu verkaufen und scheiterte mit dieser Geschäftsidee.

Es folgten zwei kurz aufeinander folgende Umzüge innerhalb Bows, bevor das Paar im Januar 1889 ihrem damaligem Vermieter eröffnete, sie würden nach Brisbane in Australien auswandern – doch tatsächlich zogen sie in das schottische Dundee, in das Untergeschoss eines Hauses in der 113 Princess Street.

Princess Street um 1920
Princess Street um 1920 - © Dundee Central Library

Am Sonntag, den 10. Februar 1889, erschien Bury auf der „Bell-Street“-Polizeistation in Dundee und erzählte den Polizeibeamten, er habe vor fünf Tagen seine Frau in der gemeinsamen Mietwohnung erdrosselt aufgefunden - vermutlich handele es sich um Selbstmord. Auf die Frage, weshalb er so lange gewartet habe, den Vorfall zu melden, erklärte er, er habe Angst gehabt, für „Jack the Ripper“ gehalten zu werden. Er habe noch am Abend vor ihrem Tod mit seiner Frau Alkohol getrunken und wisse nicht mehr, wie er zu Bett gekommen sei. Als er am nächsten Morgen aufwachte, fand er seine Frau erdrosselt vor.
„Aus einem Impuls des Wahnsinns heraus“, habe er dann mit einem Messer auf den Unterleib der Frau eingestochen, ihr mehrere Knochen gebrochen, und ihren Leichnam in einer hölzernen Kiste verstaut.
Als sich die Polizei vor Ort selbst ein Bild des Geschehens machte, fand sie die Leiche wie von Bury beschrieben in einer hölzernen Kiste vor. Sie hatte einen Strick um den Hals gebunden und tiefe Einschnitte im Unterleib, die den Verdacht aufkommen ließen, es handele sich bei Bury um den Mörder, der vor kurzer Zeit noch Whitechapel unsicher gemacht hatte.
Bei der näheren Durchsuchung der Wohnung fanden sich noch weitere Hinweise darauf, dass es sich bei Bury um „Jack the Ripper“ handeln könnte: Auf einer Zimmertür fand sich der mit  Kreide geschriebene Satz „Jack the Ripper ist hinter dieser Tür“, und auf einer Wand ein weiterer Kreideschriftzug: „Jack the Ripper ist in diesem Keller“.
Nachdem die Presse bereits davon sprach, „Jack the Ripper“ sei nun endgültig gefasst, begaben sich auch Inspektor Abberline und mehrere Beamte von Scotland Yard nach Dundee, um den Fall vor Ort genauer zu untersuchen und fanden heraus, dass sich Bury zur Zeit der Whitechapel-Morde in London aufgehalten hatte. Er wurde eingehend befragt, gab jedoch am Ende nur den Mord an seiner Frau zu - Für die Taten im East End wollte er keine Verantwortung übernehmen.

Wegen des Mordes an seiner Frau wurde Bury zum Tode verurteilt und am 24. April 1889 in Dundee gehängt.

Öffentliche Bekanntgabe der erfolgten Hinrichtung von William Henry Bury
Öffentliche Bekanntgabe der erfolgten Hinrichtung von William Henry Bury

 

Argumente: PRO

  • Die Verletzungen an der Leiche von Bury`s Frau wiesen Ähnlichkeiten mit denen der Whitechapel-Morde auf, insbesondere zum Mord an Mary Ann Nichols.
  • Bury wohnte zur Zeit der Ripper-Morde im East End. Als er aus London abreiste und nach Dundee zog, fand auch die Mordserie in Whitechapel ein Ende.
  • Die Polizei fand in Burys Wohnung zwei Schriftzüge, die ihn offensichtlich als „Jack the Ripper“ bezeichneten. Der Verfasser dieser Schriftzüge ist unbekannt.
  • Seine Abreise aus London und das Verschweigen des wahren Zielortes lassen eher eine Flucht als einen gewöhnlichen Umzug vermuten.
  • Bury hat für keine der Mordnächte ein Alibi.
  • Er hatte sich bei einer Prostituierten mit Syphilis angesteckt – dies könnte seinen Hass auf Frauen erklären.

Argumente: CONTRA

  • Obwohl die Verletzungen am Unterleib der Leiche denen der Ripper-Opfer gleichen, unterscheidet sich jedoch bei näherer Betrachtung die Vorgehensweise: Ellen Elliot wurde vor den Verletzungen am Unterleib mit einem Strick stranguliert und zu Tode gebracht; der Ripper hingegen schnitt seinen Opfern die Kehle durch, nachdem er sie vermutlich mit seinen Händen gewürgt hatte.
  • Der Fall wurde von der Polizei untersucht und Bury in Bezug auf die Whitechapel-Morde nicht belastet.
  • Bury gab lediglich den Mord an seiner Frau zu – weshalb hätte er im Angesicht der Todesstrafe eventuell andere begangene Morde verschweigen sollen?
  • Zur Zeit seiner Verhaftung im Februar 1889 trug Bury einen Vollbart und passt somit nicht auf Beschreibungen der Zeugen im „Jack the Ripper“-Fall.
  • Der Mord an seiner Frau kann aus einem finanziellen Motiv entstanden sein, um an die Erbschaft zu gelangen. Für „Jack the Ripper“ spielte der finanzielle Aspekt jedoch keine Rolle.

 

Patrick Höfling / Thomas Schachner
(Dokument zuletzt bearbeitet am 27.11.07)