Klosowski wurde 1903 dreier Giftmorde angeklagt und
hingerichtet. Bei der Recherche seines Vorlebens fielen
den Polizeibeamten Parallelen auf, die sie glauben machten,
er könne Jack the Ripper gewesen sein. Inspector Abberline
soll seinem ehemaligen Kollegen George Godley mit den Worten "Zu
guter letzt hast du Jack the Ripper geschnappt" zur
Verhaftung
Klosowskis gratuliert haben.
In zwei Interviews mit
der Pall Mall Gazette im Jahre 1903 bekräftigte Abberline
seine Meinung, dass Klosowski der Ripper sei. Zum
unterschiedlichen „Modus Operandi“ meinte Abberline: "Ich
wüsste
nicht, warum ein Mann nicht beide Arten von Verbrechen hätte
ausführen können, vorausgesetzt,
er hätte
das entsprechende Wissen, was sicherlich bei Klosowski
der Fall war.
Curriculum Vitae
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14. Dezember 1865 in Nagornak,
Polen |
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7. April 1903 |
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Severino Antonovich Klosowski wurde am 14. Dezember 1865 in einem
Dorf namens Nagornak in Polen (gehörte zu dieser Zeit zu Russland)
geboren. Im Dezember 1880 begann Klosowski eine Ausbildung als
Chirurg in Zvolen. 1885, nachdem er seine Ausbildung beendet hatte,
zog Klosowski nach Warschau, um im Oktober dort am „Praga
Krankenhaus“ einen Kurs in praktischer Chirurgie zu belegen.
Von 1885 bis 1887 arbeitete Klosowski als Assistenz-Chirurg oder
Feldscher in Warschau. Vermutlich qualifizierte sich Klosowski
1887 zum Junior Chirurg. Im Frühjahr des gleichen Jahr zog
er nach London um. Er sprach nur sehr wenig oder gar kein Englisch,
konnte aber Yiddish, so dass er sich im East End, das von vielen
Juden bewohnt wurde, verständigen konnte. Aller Wahrscheinlichkeit
nach gab sich Klosowski auch als Jude aus, obwohl er katholisch
war.
In London fand er zunächst für rund fünf Monate
eine Anstellung als Assistent in Abraham Radins Friseurladen in
der 70 West India Dock Road, Poplar. Der ausgebildete Chirurg arbeitete
nun als Haarschneider – und sollte dieser Tätigkeit
fast ausschließlich bis zu seinem Lebensende nachgehen.
Vermutlich
ab Mitte 1888 war er selbständig als Friseur in der 126
Cable Street tätig. Er wohnte in den George Yard Buildings,
George Yard (Anm. d. Red.: Fundort der Leiche von Martha Tabram).
Am 29. Oktober 1889 heiratete er Lucy Baderski. Die beiden hatten
sich erst fünf
Wochen zuvor im Polish Club in St. John's Square, Clerkenwell kennengelernt.
Im April 1890 bekamen sie einen Sohn namens Wohystaw, der aber
schon am 3. März
1891 an einer Lungenentzündung starb. Im September 1890 arbeitete
Klosowski in einem Haarschneideladen unter dem Pub „White
Hart“ in der 89 Whitechapel High Street.
"The White Hart" Pub, Ecke Whitechapel
High Street - Gunthorpe Street
Irgendwann im April oder Mai 1891 wanderte Klosowski mit seiner
Frau nach Amerika aus und eröffnete in New Jersey ein Haarschneideladen.
Aber schon im Februar 1892 verließ Lucy, im sechsten Monat
schwanger, ihren Mann und kehrte nach London zurück. Ein Grund
der Trennung war wohl, dass Klosowski anderen Frauen nachstellte.
Nach Klosowskis Verhandlung 1903 berichtete Lucy von einem Zwischenfall,
der wohl auch dazu beigetragen hatte, dass sie Severin verließ.
Sie sagte aus, dass ihr Ehemann sie in den Räumlichkeiten,
die sich dem Laden anschlossen und in denen sie wohnten, nach einem
Streit tätlich angriff. Zufällig kam ein Kunde in den
Laden, so dass Klosowski von seiner Frau abließ. Lucy sah
unter einem Kissen den Ansatz eines Griffes hervorlugen und als
Severin zum Laden ging, fand sie dort ein scharfes Messer. Später
soll Severin zu ihr gesagt haben, dass er ihr den Kopf abtrennen
wollte.
Nachdem sie ihren Mann verlassen hatte und nach London zurückgekehrt
war, lebte Lucy bei ihrer Schwester in der 26 Scarborough Street,
Whitechapel. Dort gebar sie am 15. Mai 1892 auch ihre Tochter Cecilia.
Rund zwei Wochen später erschien Severin Klosowski wieder
in London, um sich mit seiner Frau zu versöhnen, aber die
Verbindung sollten nicht mehr lange halten.
Gegen Ende des Jahres 1893 lernte Klosowski in „Haddin's
Haarschneideladen“ in der 5 West Green Road, South Tottenham,
wo er arbeitete, Annie Chapman (Anm. d. Red.: nicht verwandt mit
dem Ripper-Opfer) kennen. Die beiden lebten für rund ein Jahr
zusammen und Klosowski – obwohl
nicht mit Chapman verheiratet – übernahm ihren Nachnahmen
und nannte sich fortan George Chapman.
Ende 1894 brachte er eine
andere Frau mit nach Hause, die nun einige Wochen mit
Ihnen zusammen lebte, bis Annie mit der Situation nicht mehr
zurechtkam und auszog. Zu diesem Zeitpunkt war sie schwanger. Im
Januar oder Februar 1895 wurde das Kind geboren aber Klosowski/Chapman
weigerte sich zu jedweder Form der Unterstützung.
Um diese Zeit muss Klosowski nach Leytonstone (Anm. d. Red.: Das
letzte Ripper-Opfer Mary Jane Kelly wurde auf dem Friedhof von
Leytonstone beigesetzt) umgezogen sein und lebte dort – bis
er im Oktober 1895 wieder auszog – bei
einer Familie namens Renton. Dort lernte er auch Mary Isabella
Spink, ehemals Renton, kennen, die mit einem Bahnarbeiter namens
Shadrach Spink verheiratet war. Dieser hatte sie aber aufgrund
ihres Hanges zum Alkohol verlassen. Mit ihr begann George Chapman,
wie er sich nun nannte, Mitte 1895 eine Affäre. Er arbeitete
zu dieser Zeit in William Wenzels Haarschneideladen in der 7 Church
Lane, Leytonstone. Obwohl Spink und Klosowski mit anderen Personen
verheiratet waren, gaben sie vor, Mann und Frau zu sein – das
zweite Mal, dass sich Klowoski als eine Art Heiratsschwindler betätigte.
Im März 1896 machte Klosowski selber einen Haarschneideladen
in Hasting, im Südosten Londons auf, später,
im Herbst 1897, pachtete er den Pub „Prince of Wales“.
Weihnachten 1897 begann Klosowskis Giftmischerkarriere, denn Weihnachten
1897 verstarb seine Lebensgefährtin Mary Spink, nachdem er
sie langsam mit Antimon vergiftet hatte. Für den „Prince
of Wales“ stellte er Bessie Taylor ein, mit der er ebenfalls
eine Heirat inszenierte. Auch Taylor starb am 13. Januar 1901 an
den Folgen einer Antimonvergiftung. Klosowskis Verbrechen fielen
offensichtlich nicht auf, denn die Geschichte sollte sich noch
ein weiteres Mal wiederholen. Er heiratete Maud Marsh, die am 22.
Oktober 1902 durch Gift sterben musste.
Die Umstände ihres Todes sollten diesmal aber nicht unentdeckt
bleiben und im Rahmen der Ermittlungen wurden die Leichen von Mary
Spink und Bessie Taylor exhumiert. In allen Leichen wurde Gift
nachgewiesen, tatsächlich war der Verwesungsprozess der Leichen
aufgrund der konservierenden Eigenschaften des Antimon noch nicht
weit vorgeschritten. Der Fall schien eindeutig und am 25. Oktober
1902 verhaftete Inspector Godley, der auch in die Ermittlungen
der Ripper-Morde involviert war, Klosowski. Am 16. März 1903
begann im Londoner Gerichtsgebäude „Old
Baileys“ der Prozess gegen den Giftmischer. Klosowski, der
als George Chapman angeklagt wurde und während der ganzen
Verhandlung bestritt, Severin Klosowski zu sein, befand sich zu
allen Morden für „nicht schuldig“. Vier Tage dauerte
die Verhandlung und die Jury kam nach nur 10 Minuten Besprechung
zum einstimmigen Urteil, dass der Angeklagte schuldig des Mordes
an Maud Marsh sei.
Am 7. April 1903 wurde Klosowski morgens im
Wandsworth Gefängnis gehängt.
Hinrichtung Klosowskis, 1903
Argumente: PRO
- Klosowski war ein verurteilter Mörder.
- Er lebte zur Zeit
der Morde in Whitechapel, sogar in dem Gebäude,
in dem Martha Tabram, die als potenzielles Ripper-Opfer gilt,
ermordet wurde.
- Während seines Aufenthaltes in Amerika (er
lebte in New Jersey) gab es im nahe gelegenen New York einen
Ripper-ähnlichen
Mord (Carrie Brown).
- Er war ausgebildeter Assistenz-Chirurge
oder Feldscher.
- Er fiel mehrfach durch Gewalt gegenüber
Frauen auf.
- Seine ehemalige Frau Lucy Badersky berichtete davon,
dass er sie mit einem Messer angreifen wollte. Außerdem
berichtete Badersky, dass er oft erst spät
in der Nacht nach Hause zurückkehrte.
- Mrs. Anna Helsdown, die in Hastings im
gleichen Haus wie Klosowski und Spink wohnte, berichtete von
Wunden bzw. Abdrücken an
Spinks Hals.
- Inspector Abberline ging davon aus, dass Klosowski
der Ripper sei.
- Klosowskis Aussehen passt auf einige Zeugenaussagen.
- Klosowski
passt in einigen Punkten – polnisch, Jude (zumindest
gab Klosowski das vor), Alter – auf die Verdächtigenbeschreibung
von Assistant Commissioner Robert Anderson.
- Klosowski besaß eine
schwarze Tasche, die er oft mit sich trug. Mehrere Zeugen sahen
ebenfalls Verdächtige mit
schwarzen Taschen.
Argumente: CONTRA
- Wäre Klosowski der Ripper, dann hätte er seinen "Modus
Operandi" komplett verändert: er wäre vom einem
in aller Öffentlichkeit
mordenden und seine Opfer verstümmelnden Unhold zum Giftmischer
geworden, der heimlich mordet.
- Klosowski vergiftete Frauen aus
seinem persönlichen Umfeld,
um an Ihr Geld zu kommen oder sie ganz einfach loszuwerden. Die
Ripper-Morde werden dagegen normalerweise als Lustmorde gedeutet,
die nicht rational zu begründen sind.
Eastsidemags
(Dokument zuletzt bearbeitet am 18.01.05)